Bindegewebs- und Segmentmassage
Sie repräsentiert uns nach außen hin und ist das größte Sinnesorgan, das wir besitzen. Geht es ihr schlecht, dann kann man es ihr sofort ansehen. Unsere Haut ist das wohl vielseitigste Organ des menschlichen Organismus. Sie grenzt uns vom Innen und Außen ab und gewährt uns damit Schutz vor Umwelteinflüssen. Sie schützt unseren Organismus vor Krankheitserregern. Noch dazu erfüllt unsere Haut eine Reihe kommunikativer Funktionen, sie ist mit zahlreichen unterschiedlichen Typen von Rezeptoren ausgestattet, die sie zu einem wichtigen Empfindungsträger unseres Körpers macht.
Auf ihr finden sich Schmerzrezeptoren, die in der Lederhaut liegen und den Schmerz fühlbar machen, Druckrezeptoren, welche der Wahrnehmung von Druck dienen, Thermorezeptoren, die aus freien Nervenendigungen bestehen und vor allem am Kinn, an der Nase, an den Ohrmuscheln, Ohrläppchen und an den Lippen angesiedelt sind. Die menschliche Haut verfügt über Kälte- und Wärmerezeptoren, Dehnungsrezeptoren, Tastrezeptoren, und Haarfollikelrezeptoren, welche die Haarstellung auf der Haut registrieren. Noch dazu kann man von der Haut Rückschlüsse auf emotionale Vorgänge schließen, das obligatorische peinliche Erröten ist also eine emotionale Reaktion unserer Haut.
Unter die Haut gehend
Da unsere Haut ein so wichtiges und sensibles Sinnesorgan darstellt, reagiert sie selbstverständlich äußerst stark auf Reize und Stimulation. Daher ist die Bindegewebs- und Segmentmassage (die auch unter dem Namen Subcutane Reflextherapie bekannt ist) eine spezielle Reiztherapie des subcutanen Bindegewebes. Die Unterhaut ist nämlich mit einem vegetativen und reflektorischen Bezug zu Geweben und Organen ausgestattet, durch deren Massage mehrere Bereiche des Körpers korrespondierend stimuliert, massiert und dadurch positiv beeinflusst werden. Verbunden sind die einzelnen Segmente mit demselben Spinalnerv (Rückenmarksnerv).
Begründet wurde die Subcutane Reflextherapie 1929 von Elisabeth Dicke; die Segmentmassage, bei der einzelne Segmente und Areale des Körpers mit speziellen Techniken für Haut und Unterhaut behandelt werden, ist eine Partnerdisziplin, die gut und erfolgreich mit der Reflexzonenmassage korrespondiert.
Short Cut
Was passiert eigentlich bei der Bindegewebs- und Segmentmassage?
- Die Bindegewebsmassage nimmt direkten Einfluss auf vegetative Regulationsmechanismen: Bindegewebsspannungen, innere Organe, Muskulatur, Nerven und Gefäße erfahren eine Regulierung.
- Es kommt zu einer Durchblutungssteigerung sowie zur Normalisierung der Gewebeelastizität.
- Über den Reflexbogen (ein Bogen, der sich durch die unterschiedlichen angesprochenen Areale des Körpers ergibt) werden Organfunktionen normalisiert.
- Bei funktionellen Schmerzsyndromen kommt es zu schmerzlindernder Wirkung.
Wo befinden sich die Bindegewebszonen, und wie wirkt eine Stimulation?
- Sie befinden sich in der zweiten Hautschicht, im Bereich der Dermis, und verursachen daher auch keine spontanen Beschwerden. Erst beim Ertasten und Behandeln reagieren sie mit Schmerzen.
- Sie besitzen eine erhöhte Spannung und verschieben sich weniger stark als die Haut.
- Die Bindegewebszonen sind großteils mit den „Headschen Zonen“ identisch, jenen Hautarealen, die über das zugehörige Rückenmarksegment mit bestimmten inneren Organen verbunden sind.
- Man unterscheidet zwischen Kopf-, Bronchial- und Armzonen sowie Magen-, Leber-, Herz-, Nieren-, Darm-, Genital-, Blasen- und Venen-Lymphzone. Alle diese Zonen korrespondieren mit einem Bereich auf der Bindegewebshaut.
Ausgegangen wird vor jeder Behandlung vom ganzen Körper, die Befunde erhält man durch spezielle Techniken der Hautfaltentastung, die nach Kibler und Häfelin entwickelt worden sind. Subkutane Bereiche des Körpers korrespondieren, wie bereits erwähnt, untereinander, durch das Ertasten und Massieren können diese Korrespondenzen vorteilhaft beeinflusst werden.
Die Techniken reichen dabei vom flächigen Verschieben des Unterhautgewebes mit dem Daumen und den Fingerkuppen über das Verschieben der Haut, bis hin zur sogenannten Unterhauttechnik, bei der unter starkem Zug die Haut bearbeitet wird. Die Faszientechnik, die am Faszien- und Muskelrand ansetzt, arbeitet mit dem Anhaken und starkem Zug von Fingerkuppen an den Faszienrändern.
Die Reaktionen reichen von hellen, klaren Schneidegefühlen im behandelten Gewebsbereich bis hin zu temporären Quaddelbildungen.